oder auch "Die Überschreitung der Grenzen des politisch Korrekten"
Der Ramsauer Peter hatte wieder mal zugeschlagen. Unvermittelt und aus der Hüfte lieferte er die Steilvorlage für die Mutter aller Stammtischgespräche - Kraftfahrzeug vs. Radkraftzeugs.
Inhaltlich war der Ausraster des Ministers natürlich im Prinzip völlig wertlos, denn wie unter Autofahrern, Rauchern und Kinobesuchern gibt es auch unter Radfahrern asoziale Idioten, die sich einfach nicht an ein paar Regeln halten möchten - Egozentriker, die ihr narzistisches Gedankengut hegen und pflegen. Bemerkenswert war die Tatsache, dass sich hier ein - zugegebenermaßen gelegentlich streitbarer - Bundesminister öffentlich in den Bereich der verbalen Inkontinenz vorwagte. Und dafür gleichermaßen Spott und Beifall erntete. Das politisch Korrekte ist einfach zu langweilig geworden.
Ob kalkuliert oder nicht, Ramsauers verbale Entgleisung spiegelt im Prinzip die Real- Kommunikation 2.0 wieder, die dank moderner Medien schneller und verbreiteter stattfindet als jemals zuvor. Die traditionellen Medien haben (im klassisch humanistisch-deutschen, pseudo-journalistischem Marketing-Sinn korrekten Ansatz) seinen eher niveaulosen Vorstoß als Anlaß zur Diskussion über die tatsächliche Relevanz von Fahrrad-Aggros und die gesellschaftliche Dimension der Angelegenheit genommen und bei diversen Möchtegern-Jauchs im Beisein von selbst-ausgewiesenen Experten ausgeschlachtet. Hätte der umtriebige Verkehrs-Peter allerdings bei facebook derart vom Leder gezogen, wäre er vermutlich als Troll gelabelt worden. Die werden in der virtuellen Partybox ja meistens ausgegrenzt, ohne dass sie das jemals mitbekämen. Das ist ja das Schöne, man muss sich dort nicht zu seinen Abneigungen bekennen.
Einige der Trolle haben übrigens ohnehin einen neuen Spielkreis gefunden. Die Piratenpartei musste einige von ihnen aufnehmen, die seither den intellektuell kreativer ausgestatteten Parteifreunden virtuell ans Bein pissen. Den Fehler im System hat sich der Politikverein der Web-Affinen allerdings selbst zuzuschreiben. Die offensiv ausgegebene "Wir-nehmen-jeden" Ansage haben auch die Hafensänger und Klugschnacker verstanden, die mit politischen Programmen und grundsätzlichen Idealen sonst überfordert sind. Sorgen machen müssen wir uns um die Piraten indes nicht, denn sie werden zu ihrer Programmatik finden und Linien entwickeln, die die Trolle im Lauf der Zeit überfordern.
Währenddessen kreist der deutsche Reglementierungs-Adler über der Szenerie und versucht, die Lage irgendwie durch noch mehr Ordnung und Komplexität in den Griff zu bekommen. Die Chancen dazu sind glücklicherweise langfristig schlecht.
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