
Der nackte Typ in Badelatschen vor dem Spiegel wirkt zunächst völlig normal, wuschelt sich ein wenig wirr durch die noch feuchten Haare und reisst sich ein paar deplazierte Barthaare aus. Nur aus dem Augenwinkel fange ich den leicht irren Blick des eher knochigen Mittfünfzigers auf, der sich plötzlich zwei Föhns gleichzeitig greift und beginnt, die Haare in Stereo zu trocknen. Ich schaue in die Runde und bemerke, dass sich der ein oder andere wundert. Ein richtig alter Sportskamerad zuckt mit den Achseln, als sich der Durchgeknallte vor dem Spiegel ein Liedchen pfeift und auch noch die Achselhöhlen trocknet...
Was dann kommt, bringt das Raum-Zeit-Kontinuum ins Wanken. Der Verrückte macht plötzlich einen Ausfallschritt und föhnt sich mit einem breiten Grinsen Genital- und Rektalbereich. Die Zeit steht still, einem jungen Kerl fällt vor Schreck das Handtuch zu Boden. Wäre nicht das Föhngeräusch, könnte man eine Stecknadel fallen hören. Jegliche Betriebsamkeit der Herrenumkleide gefriert spontan in Fassungslosigkeit, nur langsam sind die unfreiwilligen Teilnehmer dieser verstörenden Show in der Lage, da weiterzumachen, wo sie zuvor aufgehört haben. Keiner der Anwesenden wird jeh wieder einen öffentlich zugänglichen Handföhn normal benutzen können....

Der Typ, der heute im Supermarkt an eine Wassermelone klopft und sich das Ding dann erwartungsvoll ans Ohr hält, erscheint mir in diesem Zusammenhang völlig normal. Auch wenn er deutlich über 60 ist.