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Freitag, 30. November 2012

Fahr los, Alter... | Der Versuch einer Mobil-Typologie


Ich habe ja lange Zeit nicht an ein Klischee geglaubt. Ich wollte mich den Stereotypen verweigern, ganz ehrlich. Es kann ja nicht sein, dass man bestimmte Charaktere und sogar typischerweise Berufsgruppen einem bestimmten Fahrzeug zuordnen kann. Doch je älter man wird, desto eindeutiger werden die Hinweise. Und mit der Zeit stellt sich sowas wie ein gefühlt-empirischer Beweis ein. Quasi von ganz allein, ohne dass man noch mal an der Klischeesuppe rühren müsste. 

Hier nun das vorläufige Endergebnis, der Versuch einer Typisierung, ohne Gewähr für die Relevanz der Daten. Aus dem Bauch heraus quasi, und wer sich dabei irgendeinen Schuh anziehen möchte....bitte sehr :-) Asiatische Klein(st)wagen, Golf und Astra habe ich (überwiegend) weggelassen, die werden von zu vielen sehr unterschiedlichen (auch was die Vernunft angeht) Leuten genutzt. 

VW Passat (auf der Autobahn)
Choleriker (wie jetzt, das ist kein Beruf?), der mit seinem Firmenwagen unterwegs ist. Ungeduldig, leicht reizbar...Lichthupe und/oder Blinker immer im Anschlag.

VW Passat (mit fremdem Kennzeichen in deiner Stadt)
s.o., nur dass er in der Stadt noch dichter auffährt. Die Tatsache, dass du ihm Rückspiegel die Schweißperlen auf seiner Stirn sehen kannst, interessiert ihn genauso wenig, wie der Umstand, dass seine Klimaanlage quasi eine Standleitung zu deinem Auspuff aufgebaut hat.

VW Passat (mit einheimischen Kennzeichen in deiner Stadt)
Entweder wie oben, aber auch häufig Typ Familienvater. Letzterer nervt vor allem gerne durch 45 fahren, wo 50 erlaubt ist.

Mercedes E-Klasse
Von mittelständischem Unternehmer bis Zahnarzt alles dabei, was einigermaßen Kohle angehäuft hat. Je mehr Kohle, umso größer der Motor. Gemeinsam ist ihnen der Drang, anderen Verkehrsteilnehmer mit wachsender Begeisterung die Vorfahrt zu nehmen. Erlaubt ist, was funktioniert.

Mercedes 190 (alt...)
Rentner...definitiv! Fährt fast überall 30, allerdings auch in der Spielstraße, wo nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist...schließlich war er ja auch vorher die ganze Zeit langsam. 

Porsche Cayenne
Zahnarzt, Fußballprofi oder Drogendealer, ist aber wegen der getönten Scheiben meist nicht eindeutig zu erkennen. Bewegt sich aus unerklärlichen Gründen meist sehr viel zurückhaltender im Straßenverkehr, als die Stärke hergeben würde.

Audi A4
Kaufmännischer Angestellter, häufig frustriert wegen fehlender Aufstiegsperspektive, daher sehr aggressiv, sowohl beim Bremsen als auch beim Gas geben. Abstand halten, sehr gefährliche Spezies, besonders, wenn die Kiste tiefer gelegt wurde!

Audi A8 / VW Phaeton
...was interessiert mich die Welt, ich lebe auf meiner Insel und zuckel gleichmäßig durch die Gegend. Ups...schon 50? Der Tempomat regelt das. Geschäftsführer, mindestens....

Toyota Aygo
Kaufmännischer Angestellter (Zweitwagen). Mutti hat heute mal den Audi genommen, und in der Stadt ist ja die Reisschüssel eh viel praktischer. Was nicht heißt, dass er nicht wie der letzte Vollhonk damit durch die Gegend brettern kann. Kann er...

Peugeot 107 / Citroen C1
Kaufmännische Angestellte, die sich über den Trottel kaputtlacht, der den teureren Aygo gekauft hat. Natürlich hat sie vorher gründlich im Web recherchiert und gelernt, dass alle drei Autos aus der gleiche Fabrik laufen. Fährt fast immer sicher und aufmerksam, es sei denn, sie wird durch nen nervigen Begleiter (Audi-Typ, kann er sich aber noch nicht leisten) oder dauerquasselnde Begleiterin(nen) abgelenkt. Dann fällt sie auch schon mal durch plötzliche Lenk- und/oder unmotivierte Bremsmanöver auf.

BMW 3er
Schüler/Azubi. Während der südländische Typ mit an Komik grenzender Coolness (eyh, Alttaa, was geht?!) vorzugsweise zur Disse cruised, ist der nord-europäisch dreinblickende Protagonist (eyh, Alddaa, was gäääähhhddd?!) am liebsten dauerhaft zu schnell unterwegs....und glaubt, das wäre cool. Tragisch ist dabei häufig, dass der Erstere weiß, was Protagonist bedeute, während Letzterer denkt, das hätte was mit einer unangenehmen Untersuchung beim Urologen zu tun.
Oder schaut bei A4 nochmal nach...

BMW 5er
siehe A4....wobei allerdings grundsätzlich (wie bei allen BMW) ständig alle Blinker ausgefallen sein müssen. Wie wären die nicht angezeigten Spurwechsel in der Masse sonst zu erklären?!

BMW7er
siehe A8/Phaeton oder Porsche Cayenne, merkt dann allerdings irgendwann, dass der BMW so dermaßen voller Elektronik ist, dass durch den elektromagnetischen Impuls auch schon mal die Straßenbeleuchtung flackert.

Renault Kangoo / Citroen Berlingo
Bioladenbetreiber, Hundetrainer oder Hausfrau und/oder Mutter. Fährt aus ökologischen Gründen immer und überall fünf bis zehn km/h langsamer als erlaubt. Rückspiegel sind ihm/ihr völlig unbekannt, warum auch, ich zeige ja durch den Blinker an, was ich vorhabe. Das Auto ist meist nach Jahren der Benutzung immer noch in gutem Zustand, da dieser Verkehrsteilnehmer von Haus aus eigentlich Fahrradfahrer ist. Strecken unter fünf Kilometer werden nie mit dem Auto zurückgelegt, leider ist der anthroposophische Kindergarten oder die Waldorfschule auch schon mal ganz schön weit weg vom Szene-Viertel. 

VW Bulli (Transporter)
Besitzer von älteren Fahrzeugen sind alles, vom Pädagogen bis zum Ingenieur. Aber sie bsateln halt gerne. Moderne Transporter befinden sich in der Regel in der Hand von erfolgreichen Kleinunternehmern mit Familie, ist dann jedoch über die Firma geleast, denn eigentlich ist ein neuer Transporter quasi unbezahlbar (es sei denn, man lässt bis auf den Motor alles weg). Als Verkehrsteilnehmer überwiegend entspannt, kann aber jede Art von Mercedes- und BMW-Fahrer nicht leiden. Und schaltet deswegen gerne mal auf stur. Was geht, weil so'ne Schrankwand ganz schön groß sein kann, wenn sie erstmal im Weg steht.

Fiat Panda
Schüler/Azubi/Studenten/junge Angestellte/Zweitwagen für Hausfrauen. Weibliche Eigentümer betrachten ihren Panda als süß, männliche als Müllhalde. Während die Frauen froh sind, ein so praktisches Auto zu fahren, verachten sich junge Männer selbst für ihren Pizzadienstwagen. Manch einer soll es schon mit Selbst-Sabotage versucht haben, leider ist der Panda vermutlich der erste Fiat überhaupt, der quasi unverwüstlich ist. Die Legende erzählt von welchen, die nach Jahren in der Sahara aus einer Sanddüne wieder auftauchten und spontan ansprangen. Na, ich weiß nicht...

Smart ForTwo
Selbstständige Dienstleister, die auf Mobilität angewiesen sind, etwa Hauspflegekräfte, mobile Massagedienste oder Ähnliches. Das geleaste Fahrzeug wird fast immer auch privat genutzt, und der Miniatur-Kult verleitet die Fahrer zu den aberwitzigsten Manövern. Das Querparken in dafür nicht geeigneten Parkbuchten ist nur der Anfang, man kann jeden Tag irgendwo mindestens einen Smart neben einem Fahrradständer auf dem Fußweg sehen, "er nimmt ja soooo wenig Platz weg." Was ja grundsätzlich stimmt, trotzdem darf er nicht auf den Fußweg. Diskussion über solche "Kinkerlitzchen" sind sinnlos.

Mini
Junge Angestellte, ältere Hausfrauen (dann meist Drittwagen). Laut Werbung sind Mini-Fahrer Individualisten, im wahren Leben eher sympathische Spießer mit Geld. Der Mini-Mensch bricht selten Regeln, er steht sogar auf dem Supermarktparkplatz völlig korrekt innerhalb der Markierungen. Die meisten Minis sehen immer aus, wie aus dem Ei gepellt, wahrscheinlich alles Garagenwagen.

VW Eos
Beruflich erfolgreiche Frauen, denn den muss man sich erstmal leisten können. Eigentlich nur ein Kleinwagen, aber eben mit allerlei drum und dran. Und unübersichtlich muss er sein, denn am Straßenrand geparkt, steht er meistens mindestens einen halben Meter von der Bordsteinkante entfernt. Und gerade steht er auch nicht. Fällt im Straßenverkehr nicht auf, sondern eben nur beim Parken....da steht er dann, irgendwie, irgendwo.

Volvo XC60
Unternehmer oder Architekt, Mitte 40 bis Anfang 60. Eher Understatement-Typ, im Straßenverkehr unauffällig und angepasst. Auf dem Parkplatz zeigt sich dann erst, wie groß die Kiste eigentlich wirklich ist. Dann ärgert sich der Besitzer, dass er nicht doch einfach den geil ausgestatteten Mini genommen hat.

Opel Zafira/Meriva, VW Sharan/Touran oder jeder andere Mini-Van
Pädagogen oder Angestellte oder angestellte Pädagogen jeder Art und Gute, aber mit Familie. Denn schließlich gibt es sonst kein Argument, ein so sperriges Teil durch die Gegend zu kutschieren. Fährt unauffällig durch die Gegend, kommt aber an so mancher Ampel nicht in Gang. Meistens dann, wenn ich direkt dahinter bin...


Ich hör jetzt auf, man könnte immer weiter machen. Vermutlich funktioniert sowas auch nur im autoversessenen bzw. -verrückten Deutschland. Oder ich bin einfach irgendwie in letzter Zeit zuviel Auto gefahren, vielleicht sollte ich lieber wieder die Straßenbahn benutzen. Dazu fällt mir dann bestimmt auch erst was auf und danach was ein. Ganz sicher...

P.S.: Bevor einer fragt --- wenn ich fahr, fahr ich Twingo. Unauffällig für die anderen Verkehrsteilnehmer, unerträglich für die Mitreisenden...schließlich muss ich mich ja über die Anderen ordentlich aufregen.