oder - Vielleicht bin ich ja schon wieder nicht nicht Teil der Zielgruppe...
Ich gebe es schonmal profilaktisch zu: Eigentlich bin ich ein OPEL-Fan. Das habe ich von meinem Vater (manche sagen, nicht nur das). In meinem Teenager-Bewusstsein war der Opel Ascona der klassische Prototyp eines Autos. Das erste Auto, das ich selber fahren durfte, war Papis Omega, und den musste man einfach lieben. Und jetzt machen die das....aber fangen wir mal lieber von Vorne an.Eigentlich fing alles ziemlich gut an. Der deutsche Traditions-Autobauer, der seine Seele schon vor vielen Jahren an einen amerikanischen Chaos-Konzern verkauft hatte, steckte wieder mal knietief im Schlamassel. Das hatte natürlich mit der globalen Finanzkrise, aber auch mit der Existenz am Goodwill-Tropf der Kraken-Mutti zu tun, die eigentlich über Jahrzehnte nichts besseres zu tun hatte, als Know-How abzuzapfen und gleichzeitig immer wieder benötigte Investitions-Millionen zu streichen. Doch OPEL, als Musterbeispiel des industriellen Stehaufmännchens, schüttelte mit dem Insignia ein Fahrzeugdesign aus dem Ärmel, das in den Köpfen offensichtlich funktionierte. Und clevererweise übertrug man wesentliche Design-Elemente auf die kleinere Modellreihe Astra, blieb im Bewusstsein der Autofans und hielt sich über Wasser. Der Corsa lief ja auch noch ganz gut.

Unter der Leitung des sehr dynamischen britischen Selbstbräuner-Schnuckelchens Katie arbeitet im Hintergrund ein pan-kulturelles Marketing-Ensemble an der Zerstörung des Hypes. Erste Attacke der Werbe-Guerilla sollte das Wegführen der potentiellen Kunden von dem längst akzeptierten Namen Allegra sein. Fortan lief das Projekt unter dem etwas einfallslosen Namen Junior. Aha, es wird also doch ein Junge unter all den Mädchen.
Da der potentielle Kundenkreis mutmaßlich zu einem Großteil unter den Jüngern von facebook vermute wurde, kam es auch hier zur Aufführung der Vorstellungsorgie. Wer jetzt genau für den Auftritt des infantilen Sprechblasen-Zirkus verantwortlich ist, spielt eigentlich keine Rolle, das Teil hinterließ aber bei Autokäufern über 12 Jahren einen irgendwie merkwürdigen Nachgeschmack im Abgang.
Den Vogel schoss die marktorientierte Krabbelgruppe aber mit der Enthüllung des wahren Namens für das neue Auto ab. Als Riesending bei fb angekündigt, folgte dann (bäm!) mit der Enthüllung des Namens ADAM erst Ernüchterung beim Publikum und dann ein Shitstorm der Auto-Fans. Ob Gründungsvater Adam Opel über ein Modell mit Namen OPEL ADAM hätte lachen können, lässt sich glücklicherweise nicht mehr feststellen. Feststellen ließ sich aber, dass man in dem semi-debilen Comic die Rechtfertigung gleich mit eingebaut hatte: Adam sei technisch und spritzig (ich fand's eher biblisch), und Allegra sei langweilig und tot (...und deswegen auch in Italien und den USA einer der beliebtesten weiblichen Vornamen --- Mensch, ich dachte ihr habt gegoogelt). Außerdem sei dieses Fahrzeug ja auch total anders...wer wollte das eigentlich?
Wie ich selbst, wird kaum jemand mit dem Namen eines solchen Autos nicht so richtig warm. Die per facebook-Kommentar gelieferte Empfehlung, den Namen doch lieber englisch auszusprechen, wenn er einem auf deutsch zu bieder klingt, wirkt dabei genauso hilflos wie das gebetsmühlenartige Wiederholen des Statements, dass ADAM anders sei. Ist er nicht, es gibt ähnliche Konzepte bereits von anderen Herstellern.
Konsequenterweise zog OPEL mit dem Namen auch noch eine Design-Änderung durch, die dem Zwischenentwurf mit dem markanten Knick auch noch die Konturen nahm und das ganze Modell irgendwie verniedlichte. Dummerweise dürfen Sechsjährige kein Auto fahren, es sei denn, es passt in eine Streichholzschachtel.
Was derweil im Marketing-Spielkreis bei den Mädels und Jungs vom ADAM-Projekt abgeht wird nicht von einem Comic belegt. Aber eins sag ich dir, OPEL: Halte dir den Christoph warm, der hatte gleich Widerworte und berechtigte Zweifel. Und erinnere dich, dass du Autos baust....das mit den Nähmaschinen ist wirklich lange vorbei.
Zwanghaftes Anders-Sein war noch nie wirklich authentisch, Coolness erwächst aus Glaubwürdigkeit. Ist so. Oder ich hab's vielleicht wieder nicht richtig verstanden.